Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen
Jeden Tag werden mehr als 140 Frauen und Mädchen in Deutschland Opfer einer Sexualstraftat. 2023 wurden 360 Frauen ermordet. Die Zahlen und Fakten zeigen, dass Hass und Gewalt gegen Frauen ein zunehmendes gesellschaftliches Problem sind. In allen Bereichen der geschlechtsspezifisch gegen Frauen begangenen Straftaten ist ein Anstieg zu verzeichnen. Zudem muss davon ausgegangen werden, dass es weiterhin ein großes Dunkelfeld in diesem Phänomenbereich gibt. Die tatsächlichen Zahlen, insbesondere in den Bereichen Häusliche und Digitale Gewalt, sind vermutlich noch wesentlich höher.
Als kirchliche Einrichtungen sehen wir unsere Mitverantwortung für Strukturen, die Gewalt begünstigen und verdecken. Deshalb machen wir das Thema sichtbar, zeigen unsere Solidarität mit den betroffenen Frauen und setzen uns dafür ein, diese Strukturen zu verändern. Deshalb #keinplatzfürgewalt!
Das zeigen die vielen anderen Veranstaltungen an diesem Tag, wie der Orange Lauf am Rathaus oder die Podiumsdiskussion im Künstlerhaus, an der auch Gwendolin von der Osten teilnimmt. Unter dem Titel „Read the signs: Cyberviolence – Wachsam, Wehrhaft, informiert“ findet die Diskussion am 25.11. um 19 Uhr statt. Neben ihr diskutieren Julia von Weiler (ehemals Innocence in Danger), Anna-Lena von Hodenberg (HateAid), Nikolaus Franke (#return Hannover) und Katharina Krüger (AWO) über das wichtige Thema Cybergewalt.
Nur wenn wir die Beseitigung von Gewalt gegen Frauen als eine gemeinsame Aufgabe ansehen, haben wir eine Chance auf Veränderungen. Wir freuen uns sehr, dass wir die Verantwortlichen des Weihnachtsmarktes als Unterstützer:innen gewinnen konnten und danken ihnen und der Stadt Hannover ganz besonders. Und ein herzlicher Dank gilt Polizeipräsidentin Gwendolin von der Osten, die die Schirmherrschaft für diese Aktion übernommen hat.
Häusliche Gewalt ist keine Privatsache
Die Zahlen sind erschreckend: Im Jahr 2023 sind 155 Frauen durch Partnerschaftsgewalt zu Tode gekommen. Frauen aller sozialen, kulturellen und Altersgruppen sind betroffen – ebenso ihre Kinder, die Gewalt miterleben, instrumentalisiert oder selbst misshandelt werden. Die Folgen für ihre seelische und körperliche Entwicklung sind gravierend und wirken oft lebenslang nach.
Die Fallzahlen häuslicher Gewalt steigen seit Jahren. Auch wenn ein direkter Zusammenhang mit besonderen Belastungen in der Corona-Pandemie nicht abschließend belegt werden kann, steht fest: Das Phänomen ist von Dauer und eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung.
Die Polizei hat in den vergangenen Jahrzehnten wichtige Fortschritte erzielt: spezialisierte Sachbearbeitung, enge Kooperation mit Opferschutzeinrichtungen, rechtliche Möglichkeiten wie Wegweisungen. Dennoch bleibt viel zu tun. Eskalationen werden medial noch zu oft als „Ehedrama“ verharmlost. Und nach wie vor bleibt ein erheblicher Teil der Taten im Dunkelfeld verborgen – zu viele Opfer gehen den Schritt zur Polizei noch nicht.
Für uns bedeutet das: Wir müssen Gefährdungslagen noch präziser einschätzen, unsere Vernetzung mit Justiz, Beratungsstellen und Jugendämtern weiter stärken und den Zugang zu Unterstützung erleichtern. In Niedersachsen gibt es eine Vielzahl niedrigschwelliger Hilfsangebote für Menschen, die von häuslicher Gewalt betroffen sind – also Unterstützungsangebote, die leicht zugänglich, kostenlos, anonym und oft ohne bürokratische Hürden nutzbar sind. Dazu zählen bspw. Angebote der Beratungs- und Interventionsstellen (BISS), Frauenhäuser, Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ – 08000116016 (bundesweites Angebot), eine App für Betroffene sowie auch die polizeiliche Unterstützung und Beratung. Ebenso wichtig ist der persönliche Erstkontakt: Jede Begegnung eines Opfers zur Polizei kann darüber entscheiden, ob sie Vertrauen fassen.
Erfreulich ist, dass die Innenministerkonferenz die Verbesserung der Datengrundlage beschlossen hat. Das schafft die Basis für eine noch gezieltere Bekämpfung. Wichtig ist auch die Befassung zum Einsatz der elektronischen Fußfessel. Wir müssen uns immer wieder fragen: Tun wir wirklich alles, um Gewalt zu verhindern? Sind unsere rechtlichen Instrumente ausreichend? Nutzen wir sie konsequent genug?
Der Orange Day setzt hier ein wichtiges Zeichen. Orange steht für Hoffnung und Solidarität. Wenn Gebäude an diesem Tag in Orange erleuchtet werden, ist das ein sichtbares Signal: an die Opfer, dass sie nicht allein sind – und an uns alle, dass wir gemeinsam Verantwortung tragen. Und auch an Täter, denn wir dulden Gewalt gegen Frauen nicht!
Ich engagiere mich für den Orange Day, weil klar sein muss: Häusliche Gewalt ist kein „Frauenthema“, sondern ein gesellschaftliches Phänomen mit gravierenden negativen Folgen für Betroffene. Sie zu bekämpfen ist eine Aufgabe der ganzen Gesellschaft – und eine Kernaufgabe der Polizei.
Initiatorinnen der Aktion
Alle drei Minuten erlebt eine Frau oder ein Mädchen in Deutschland häusliche Gewalt. Jeden Tag sind mehr als 140 Frauen und Mädchen in Deutschland Opfer einer Sexualstraftat. Sie werden Opfer, weil sie Frauen sind.
Gewalt gegen Frauen ist eine schwere Verletzung der Menschenwürde und ein Ausdruck struktureller Ungleichheit, die wir als Christinnen und Christen nicht hinnehmen dürfen. Unser Glaube ruft uns dazu auf, für Gerechtigkeit, Schutz und Mitmenschlichkeit einzustehen. Wir verurteilen jede Form von physischer, psychischer und sexueller Gewalt. Wir setzen uns ein für eine Gesellschaft, in der Frauen sicher leben können – frei von Angst, Bedrohung und Diskriminierung. Die Farbe Orange steht für Hoffnung – auf eine Zukunft ohne Gewalt.“