Kriterien zum Erkennen von Spirituellem Missbrauch
Für Menschen, die von Spirituellem Missbrauch betroffen sind, ist dieser oft schwer zu durchschauen. Die folgenden Kriterien sind Anhaltspunkte zum Erkennen von Spirituellem Missbrauch. Sie müssen nicht alle gleichzeitig zutreffen und können unterschiedlich stark ausgeprägt sein. (Vgl. Arbeitshilfe der Deutschen Bischofskonferenz Nr. 338 „Missbrauch geistlicher Autorität. Zum Umgang mit Geistlichem Missbrauch“ vom 31.05.2023)
Manipulation
Ein Kriterium für Spirituellen Missbrauch ist die Manipulation. Macht missbrauchende Autoritäten zielen darauf ab, die Gedanken, Bewertungen und Empfindungen anderer Menschen zu unterdrücken. Unter Berufung auf Gott oder die Bibel drängen sie andere zu Lebensentscheidungen, die diese von sich aus so nicht treffen würden. Ständig erzeugte Schuldgefühle und Schuldängste dienen der Einschüchterung.
Kontrolle
Macht missbrauchende Autoritäten üben Kontrolle aus. Sie erwirken Kontaktbeschränkungen und -verbote mit dem Ziel der Entfremdung und der Isolierung nach innen und außen.
Das Erzwingen von Anpassung und Konformität durch bewusste theologisch-geistliche Engführung unterbindet eigene spirituelle Deutungen und Entscheidungsfindungen. Eine Zensur bei Büchern, Medien und Zeitschriften verhindert eine kritische Auseinandersetzung mit vorgegebenen Glaubenssätzen
Exklusivität
Macht missbrauchende Autoritäten betonen die Exklusivität eines Beziehungsgefüges. Sie machen eine moralische Überlegenheit gegenüber Außenstehenden geltend und beanspruchen für sich einen direkten Zugang zur Wahrheit. Kritische Äußerungen sind nicht erlaubt, nicht konforme Meinungen oder Haltungen werden diskreditiert. Menschen, die als „zu schwach“, „zu stark“, „zu unangepasst“, „zu kritisch“ wahrgenommen werden, wird mit Ausschluss gedroht.
Ideologisierung
Macht missbrauchende Autoritäten ideologisieren ihre religiösen Wertvorstellungen. Sie deuten zentrale theologische Begriffe oft völlig anders als Außenstehende, um ihre Anschauungen zu untermauern. Ein Verhalten, das hinter den Idealen zurückbleibt, wird kritisiert, mit Sünde gleichgesetzt, möglicherweise sogar bestraft. Die gesellschaftliche Wirklichkeit außerhalb des Beziehungsgefüges wird oft als feindlich und böse abgewertet.